Reisebericht 10. Sonderzug

Morgens halb 10 in Deutschland…

Während sich die halbe Nation das leckere Frühstückchen in den Rachen schiebt, treten wir die wichtigste Reise des Jahres an. Es ist Sonderzug-Zeit !

Pünktlich um 9:21 Uhr verlassen wir den Bahnhof Lichtenberg – glücklich, zufrieden, erwartungsfroh. Mit erst am Morgen frisch gebratenen Bouletten, belegten Bäckerbrötchen und heißem Kaffee genießen wir das Frühstück „auf rollenden Rädern“ bei rhythmischen Klopfzeichen unserer Heizung. Was zu diesem Zeitpunkt noch eine leise Vermutung ist, bestätigt sich innerhalb kürzester Zeit. Warum sollte es auch anders sein? Wir haben zwar diesmal nicht den Wagen 8, sondern NUR Wagen 7 zugewiesen bekommen. ABER auch diesmal ist es unser Wagen, in dem die Heizung nicht funktioniert. Der Bordmechaniker Saram – die treue Seele des Zuges – bemüht sich fieberhaft, der Ursache auf den Grund zu gehen und uns die Fahrt angenehm zu gestalten. Unter teilweiser Aufsicht des Zugchefs, der irgendwann selbst zum Werkzeug greift, geht es selbst der Verkleidung im Gang an den Kragen. Die war dann zwar verbeult…aber kalt war es trotzdem. Nachdem wir endlich satt waren, blieb nur eine einzige Lösung – ab in den Sambawagen.

Sehr zu unserem Erstaunen, war die Stimmung hier noch sehr gedämpft. Auch der Verkauf der wieder schönen Sonderzugschals kam nicht so recht in Gang. Mit einem Bierchen in der Hand und noch einigen feierwilligen bzw. wärmesuchenden Fans des Wagens 7 genossen wir die Atmosphäre und schon bald war dann Party-Zeit angesagt. Mit Musik, etlichen Fangesängen und immer darum bemüht, unter den von der SAP-Arena geforderten 0,8 Promille zu bleiben, vergingen die 7 Stunden Fahrt schneller als erwartet.

Obwohl uns von der SAP-Arena Begleitung zur Halle zugesagt wurde und wir schon befürchteten, stundenlang an den Imbissständen vor der Arena versauern zu müssen, konnten wir gefahrlos mit der Tram 6 in die Mannheimer Innenstadt fahren. Hier setzte so langsam die Dämmerung ein und der wunderschöne Wasserturm und die Planken versanken in der Dunkelheit. Wir hatten jedoch noch viel vor uns. Daher beschlossen wir, uns nach einem kurzen Spaziergang bei Pizza, Knoblauchbrot, Pfefferminztee und einem kleinen Bier für die weiteren Anforderungen des Tages zu stärken.

Pünktlich kurz vor Beginn des Spieles kamen wir gemeinsam mit vielen Mannheimer Fans an der Haltestelle SAP-Arena an. Doch oh Schreck! Zwei unserer vier Karten waren weg! In der Hoffnung noch irgendwo andere Karten zu bekommen, stürzten wir in alle Richtungen los und jeder fand welche. 20 Euro fanden neue Besitzer und wir hatten die nötigen Eintrittskarten. Hurra! Wir nahmen noch rechtzeitig unsere Plätze ein und genossen bei gefühlten +55 °C in der letzten Reihe des Oberranges im Gästefanblock ein ansprechendes und vor allem – nach dem Dienstag-Spiel gegen Duisburg – völlig überraschendes Spiel. Wir sahen uns das ein und andere Mal an und fragten uns gegenseitig, ob wir träumen.

Die völlige Abwesenheit der Mannheimer Mannschaft erschreckte zumindest mich zutiefst und ließ uns sehr mit den Adler-Fans mitfühlen. Hier möchten wir gleich noch unseren riesigen Respekt vor den Adler-Fans aussprechen. Eine derartige Geschlossenheit der gesamten SAP-Arena in Bezug auf den Support-Boykott – das haben wir in Berlin noch nie so geschafft. Alle Achtung!

Es macht zwar nicht so viel Spaß ohne Gegner zu gewinnen…trotzdem auch Respekt an die Leistung unserer Bären, die uns so viel Freude bereiteten!!! Danke, liebe Eisbären, für die 7 Tore und das tolle Spiel! Macht weiter so!

Wir durften nach dem Spiel noch eine Weile in der Arena verharren, ehe wir uns langsam auf den Rückweg machten. Einige Fans verbrachten diese Zeit gemeinsam mit den Adler-Fans in deren wunderbarer Fankneipe „Zum Friedrichspark“, in die man aus dem Fanblock direkt „hineinfällt“. Wehmut machte sich bei uns breit. Warum haben wir das nicht so bekommen??? Man hatte es uns doch versprochen, in der neuen Halle eine eigene Fankneipe zu schaffen. Liebe Adler genießt euern sehr angenehmen Fantreff, auch wenn die Mannschaft nicht so spielt, wie ihr es gern hättet. Im Oktober wart ihr die besseren und dieses Mal wir.

Auf dem Rangierbahnhof wurden wir dann – wiederum gefühlte – 30x darauf hingewiesen, dass „der Eishockey-Sonderzug Nr. 88310 zur Weiterfahrt nach Berlin auf Gleis 1“ einfahren wird. Nur kam er ewig nicht. Dafür unterhielten uns andere. Wer jetzt glaubt, dass die Fans…, der irrt. Fans warn zwar beteiligt; die Hauptrolle spielte aber der „3-Sterne-Mann Harald“[*], der theoretisch berechtigt, aber aus unserer Sicht völlig überzogen reagierte und zwei Fans mit Geldstrafen (jeweils 20 €) wegen „Eingriffs in die Betriebssicherheit der DB“ belegen wollte. Er ließ sich alle Daten von der Betroffenen in aller Einzelheit diktieren, da sie ja am Ende eines anstrengenden Tages kein Geld und keine Papiere (mehr) hatten. Während der telefonischen Überprüfung seinerseits verschwanden die beiden spurlos in der Dunkelheit der Nacht. Der Redaktion wurde leider nicht mehr überliefert, ob wenigstens die Angaben stimmten und die Strafe die beiden noch ereilte. Ach so, für die Überquerung der Gleise an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle hätte unserer Meinung nach vielleicht auch eine Ermahnung ausgereicht.

Na ja, egal. Der Zug kam endlich nur ein paar Minuten zu spät und fuhr auch recht schnell ab. Leider fehlte jetzt ein Wagen – Wagen 8. Dem aufmerksamen Leser wird an dieser Stelle auffallen, dass wir bei den anderen Sonderzügen meist im Wagen 8 saßen. Glück gehabt! Es dauerte geraume Zeit, bis die Ärmsten in die anderen Wagen verteilt, die Sachen wieder gefunden (so weit wir gehört haben, blieb nur ein Rucksack verschwunden) und die Party im Samba-Wagen ihren Anfang nahm. Feiern bis zum Abwinken! Die Jugend verschwand mal wieder schneller, als die ältere Generation. Dafür blieb der Boden im Samba-Wagen auch wesentlich trockener und weniger rutschig als bei früheren Fahrten. Diejenigen, die sich für das Schlafen entschieden haben, wurden des öfteren daran erinnert, dass heute Party angesagt war. Teils durch Fans, die schlafende Mitreisende nicht so prickelnd fanden, teils durch die Musik aus dem Samba-Wagen, die mal laut mal leise die Abteile beschallte. Pünktlich um 6:55 Uhr erreichten wir am frühen Sonnabendmorgen die Hauptstadt und fielen glücklich und zufrieden in unsere Bettchen.

Alles in allem war es wieder eine tolle gelungene Fahrt. Übrigens auf der Rückfahrt ging die Heizung zeitweise und da wir unterwegs zum Schlafen in die Jacken geschlüpft waren, war es bei der Ankunft richtig schön warm. Danke Saram!

Fazit (teils nur für Eingeweihte):

Es war wieder ein Super-Sonderzug! Danke von uns G-Fans an das Organisationsteam!

Essen im Zug war lecker! Getränke natürlich auch.

Pizza schmeckt besser mit als ohne Rand!

Wir werden alle älter… und Vernünftiger?!

Schlafen ist nicht immer die bessere Alternative!


[*] Name von der Redaktion geändert

 
 

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